Von Hitze bis Starkregen: Weinfans trotzen bei Wifo-Fest in Freilassing wechselhaftem Wetter!

Freilassinger Anzeiger 10.06.2024 | Stand 10.06.2024, 17:34 Uhr | Gisela Brechenmacher

Sonne, Wind, Gewitter und Regen begleiteten das Wein- und Genussfest des Wirtschaftsforums in der Freilassinger Fußgängerzone. Aber das hielt die Bacchusjünger nicht davon ab, den edlen Rebensaft zu verkosten und sich in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten gegenseitig mit einem „Prosit“ zuzuprosten.

Gelegenheit, sich aus dem vielfältigen Angebot über die Qualität und Geschmacksvarianten von Weiß-, Rot- oder Roséwein aus den deutschen und österreichischen Weinanbaugebieten zu informieren und vor Ort zu kosten, gab es für die Weinfreunde ausreichend an den aufgestellten Weinständen und Sitzgarnituren. Das Unterhaltungsprogramm auf der Bühne mit „Musik-Klaus“ und einem spontanen Kurzauftritt von Rockröhre Diana am Freitag und der Austropopband „Olles Leiwand“ am Samstag sorgte musikalisch zusätzlich für ordentlich Stimmung.

Zum Verdünnen gab es reichlich Nass von oben

Wetterbedingt könnte man sagen, wer einen guten Tropfen aus dem Angebot deutscher und österreichischer Winzer schätzte, kam am Freitag in den Genuss, wer einen trockenen Wein bevorzugte, genoss ihn bei bis zu 30 Grad am Samstagnachmittag und wer die verdünnte Variation in Form eines „Sommerspritzers“ bevorzugte, bekam davon am Samstagabend ausreichend von oben zum Verdünnen geliefert. Unter den gegen Sonne und Regen vorsorglich aufgespannten Wetterschirmen ließ es sich in allen Phasen gut aushalten und die guten Tröpferl im Glas in Variation ausprobieren, bis letztlich jeder Besucher seinen Lieblingswein aus dem reichhaltigen Angebot gefunden hatte.

„Wenn man nicht probiert, hat man was verpasst“, ist Winzer Mathias Wittmann aus Impflingen an der Südlichen Weinstraße in Rheinland-Pfalz überzeugt. Beim Probieren schwenken manche Weinfans plötzlich von ihrer Lieblingsrebsorte um und ändern ihre Meinung, hat er die Erfahrung gemacht. Seine mitgebrachten Weine sind aus der Ernte 2021 bis 2022 und beides gute Jahrgänge, versichert der Winzer, der heuer zum 1. Mal persönlich dabei ist. Der Chardonnay war an seinem Weinstand der Favorit. Im Vergleich sind deutsche Weine seiner Meinung nach etwas leichter und fruchtiger, die österreichischen eher etwas schwerer.

Auch zum ersten Mal und sicher nicht zum letzten Mal dabei sind die beiden Winzertöchter Marlene und Christina vom Winzerhof Steinbatz in Brunn im Felde. Der traditionelle Familienbetrieb nahe Krems an der Donau in Niederösterreich produziert sortenreine, gebietstypische und fruchtige Weine, die aus dem tiefgründigen Löss in Kombination mit dem pannonischen Klima und Winzerkunst entstanden sind. Ungewöhnlich bei der Präsentation in Freilassing war der Marillen-Frizzante, der sich am Festwochenende als Renner erwies.

 

Waren es früher seine Eltern, ist jetzt Winzer Martin Strablegg aus der Südsteiermark in Österreich mit seiner breiten Sortenvielfalt in der bayerischen Grenzstadt vertreten und beliefert inzwischen viele Stammkunden. Sie schätzen die Fruchtigkeit mit markanter Säure in Kombination. Viele Gäste vom Freilassinger Weinfest kommen auch als Urlaubsgäste auf seinen Hof, auf dem, neben den guten Weinen, auch Kürbiskernöl produziert wird. Seine Weinempfehlung für einen guten Trinkwein ist der Weißburgunder, der an beiden Tagen in Freilassing sehr gut nachgefragt wurde.

Neben den ausgewählten Weinen unterschiedlichster Anbaugebiete gab es beim Wagen von „The Tipsy Trailer“ auf Wunsch Longdrinks, Spritzer oder Aperitifs. Die kleinsten Besucher verwöhnten Markus Wetzel und Mutter Cecilia aus Bad Reichenhall mit Kindercocktails mit zauberhaft klingenden Namen wie „Feenstaub“ und „Drachenblut“. Für das leibliche Wohl und zur Stärkung zwischendurch sorgten einige ansässige Gastronomiebetriebe und Verkaufsstände.

„Wir sind seit gestern da“, versichert Thomas Lachenmair, früheres aktives Freilassinger Alpenvereinsmitglied inmitten einer fröhlichen Runde „und freuen uns schon aufs nächste Jahr“. Sein großes Bedauern galt dem ausgegangenen Lieblingswein der Runde, dem Weißburgunder von Winzer Armin Lackner. Ja, das konnte bei konzentrierter Nachfrage schon mal passieren, dass ein Weinangebot bis auf den letzten Tropfen ausgegangen ist. Dabei hatte der Weinbauer aus Rheinland-Pfalz, der heuer schon zum siebten Mal dabei ist, bereits mehr von seinem begehrten Wein als beim Weinfest im Vorjahr mitgebracht. Und „es hatte trotzdem ned glangt“, bedauert er.

„Gute Weine – gutes Leben“ werben Tobias Klinger und Tobias Maue vom Weingut Petershof, eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz, auf ihrem Plakat. Und „mit Tradition und Leidenschaft“, so ein anderer Werbeslogan, kredenzen sie ihren Kunden den Rebensaft je nach individuellem Geschmack beim Weinfest. Als begehrte kleine Sommerweine erwiesen sich Riesling und Weißburgunder.

Locker: „Freilassing fast wie zweite Heimat geworden“

Für den wahrscheinlich kleinsten Selbstvermarkter-Winzer ist nach eigenem Bekunden „Freilassing inzwischen fast wie eine zweite Heimat geworden“. Dafür hat er sogar das zeitgleich stattfindende Weinfest in Rosenheim abgesagt. Armin Locker wartet nicht nur mit edlen Tropfen auf die Weinkenner, sondern überrascht auch mit originellen Namen auf seinen Flaschenweinen wie „Bass(d)cho“ Riesling“ oder „Lockerhythmus“-Riesling. „Bass(d)scho“entstand aus der Namenskombination seines Sohnes Bastian, der in der Musikerfamilie Locker Bass singt, die Mutter Posaune spielt und Armin Locker „Kassettenrekorder spielt“. Ein „Wein zum Nachdenken“ ist der „Lockerhythmus“, versichert schlitzohrig der Winzer. Angeblich ist der Name aus Platzgründen, nur mit einem statt zwei, „r“ verwendet worden. Aber ob das nach dem Leeren der Flasche noch irgendjemandem auffällt, bleibt dahingestellt.

 

(Bild: PNP: Tranken einem Händler ihren Lieblingswein, den Weißburgunder, leer: (von links) Max Standl, Josef und Karin Kapik sowie (von rechts) Thomas Lachenmair, Jürgen Neumann, Gerti Sperl und Karin Neumann.)


 

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