An KI wird kaum ein Unternehmer vorbeikommen
Großes Interesse bei Vortrag des Wirtschaftsforums mit dem Experten John Thompson
Freilassing. Texte und Videos erstellen, Maschinenausfall-Prognosen, industrielle Produktsteuerung – Künstliche Intelligenz (KI) bietet Unternehmen ein enormes Potenzial und es entwickelt sich weltweit rasant. Wer den KI-Boom nicht verpassen möchte, sollte sich mit dem Thema auseinandersetzen. Eine Möglichkeit dazu bot kürzlich die Fachgruppe 2 des Wirtschaftsforums (Wifo) Freilassing, das den Spezialisten John Thompson von der Information Professionals GmbH in Freilassing in den Rathaussaal zu einem Vortrag unter dem Titel „KI in der Praxis – Wie kann ich KI speziell für mein Unternehmen einsetzen” gebeten hatte. Dieser Vortrag stand auch Nichtmitgliedern offen.
KI ist nicht nur ein Thema für große Unternehmen, sie bestimmt auch die Wettbewerbsvorteile und Konkurrenzfähigkeit des Mittelstands und kleinerer Unternehmen. An KI wird künftig kaum noch jemand vorbeikommen, das machte Thompson in seinem Vortrag deutlich. Es ist demnach wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen – egal in welcher Branche. Thompson gab zu Beginn seines Vortrags zuerst einen Überblick über KI. Zu unterscheiden ist die Generative und die Analytische KI.
Generative KI ist seit November 2022 in aller Munde, nachdem OpenAI den Chatbot ChatGPT veröffentlicht hat. Die Entwicklung ist laut Thompson derzeit rasant und unvorhersehbar. Wie der Name schon sagt, generiert, also erzeugt, KI zum Beispiel Texte, Bilder, Videos, Ton aus anderen Texten und so weiter. Die Analytische KI ist seit Jahrzehnten in der Entwicklung und in der praktischen Nutzung. Thompson sprach von „robusten Verfahren” für Prognosen, Empfehlungen, Schätzungen und Mustererkennung. Es handle sich um erprobte Methoden zum Bewerten und Vergleichen der Ergebnisse.
Wesentliche Entscheidungen für einen KI-Einsatz seien Datensicherheit und geistiges Eigentum, die Frage der Investition, also die Abwägung zwischen Kosten und Mehrwert, sowie die ganz praktische Frage nach der Technik, also welche Hard- und Software notwendig sind, was und wie viel ein Unternehmen selbst umsetzen kann und welche Expertise dafür notwendig ist. Gründe für den KI-Einsatz können laut Thompson zum Beispiel Prozessoptimierung, Produktinnovation und neue Geschäftsmodelle sein. Entscheidungshilfen können auch Fragen sein wie: Was machen die Mitbewerber? Welche Geschäftschancen entgehen mir? Oder: Was erwarten meine Kunden?
Analytische KI kann eingesetzt werden für individualisierte Werbung, Prognosen für Kundenfluktuationen, Maschinenausfall oder für den Absatz und Umsatz. Generative KI hilft zum Beispiel bei der Erstellung von Korrespondenz, wissenschaftlichen Arbeiten und Werbematerial, beim Zusammenfassen von Texten und Videos, als Kundenservice-Bot und sogar bei Erfinden von Medikamenten. Am Beispiel eines Optikers sagte Thompson, dass es verschiedene Möglichkeiten gebe, KI einzusetzen, etwa KI-gestützte AR-Technologie bei der virtuellen Anprobe, mit personalisierten Empfehlungen und bei der Automatisierung von Abläufen. Bei der anschließenden Diskussions- und Fragerunde ging Thompson auf das Publikum ein.
Die stellvertretende Fachgruppensprecherin Susanne Schnitzer hatte die Gäste eingangs begrüßt und vorneweg als Beispiel eine von ChatGPT generierte Eröffnungsrede gehalten. „Dies war eine kleine Demonstration, was ohne viel Aufwand möglich ist, ich brauchte inklusive kleinerer Nachbesserungen keine zehn Minuten”, sagte sie. Sie befand aber auch, dass die generierte Rede noch etwas unpersönlich geklungen habe: „Deshalb sage ich jetzt noch selber etwas.” Das Thema KI sei in unglaublich kurzer Zeit sehr wichtig geworden. An dem Abend gehe es nicht um eine Diskussion pro und contra, um Ethik oder Rechtsfragen, sondern ausschließlich darum, Unternehmern Anstöße zu geben, wie sie KI praktisch anwenden können.
Referent Thompson ist in Silicon Valley aufgewachsen und verschrieb sich bereits während seines Mathematik-Studiums der Informationstechnologie (IT). Er lebt seit 30 Jahren in Deutschland und führt mit Susanne Schnitzer in Freilassing die Information Professionals GmbH, die sich schon seit 2012 mit Big Data und KI beschäftigt. Seitdem wurden dort sowohl für Großunternehmen als auch für Klein- und Mittelstand viele Projekte umgesetzt. Thompson begleitet Konferenzen und Workshops und ist als Keynote Speaker und Referent auch international gefragt, hält Gastvorlesungen an Hochschulen und ist Co-Autor wissenschaftlicher Abhandlungen zu KI-Themen.
Wifo-Vorsitzende Anni Klinger bedankte sich am Ende des Abends beim Referenten für seinen Vortrag, den sie als äußerst interessant bezeichnete. Sie sagte: „Durch KI wird alles noch schnelllebiger, man darf als Unternehmer vor dem Thema auf keinen Fall die Augen verschließen und muss sich damit befassen.” Sie bedankte sich ebenso bei Susanne Schnitzer, die als neue stellvertretende Sprecherin frischen Schwung in die Fachgruppe 2 „Industrie & Handwerk” bringe und die den Vortrag organisiert hat.
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